Rückblick auf das Gartenjahr 2023

Ernte Marktgarten

Es geht hier um Landwirtschaft bzw. Gartenbau, aber nein, jetzt wird nicht (nur 😉 ) gejammert.

Denn obwohl das Jahr 2023 mich an meinen beiden Standorten klimatisch sehr gefordert hat, sprechen die Zahlen eine sehr positive Sprache.

Erträge

Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland im Mittel der Jahre 2015-2022 stets um 30 t/ha Gemüse erzeugt. Dies sind die Erträge aller erfassten Betriebe, ohne Berücksichtigung der Wirtschaftsweise (z.B. bio/konventionell) oder der Kultur (Kohl vs. Salat). Meine Erträge 1 lagen für die verschiedenen Flächen (in Klammern die Beetfläche) bei:

Marktgarten (112 m2): 63,434 t/ha
Gemüsegarten am Haus (40 m2): 33,587 t/ha
Tunnelgewächshaus (12 m2): 46,562 t/ha
kaputtes Hobbygewächshaus (5,7 m2): 31,137 t/ha

Das bedeutet, dass der Marktgarten den doppelten Flächenertrag der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland erreicht hat, obwohl ich auf den meisten Beeten nur zwei Kulturen angebaut habe. Wäre der Marktgarten nicht ein Projekt der Selbstversorgung sondern ein kommerzieller Betrieb, so hätte ich 3-5 Kulturen pro Beet und Jahr angestrebt.

Erfasst habe ich nur die Beete, die von unserer Familie genutzt werden. Die anderen Beete werden von unseren Freunden genutzt, die das Land bereit gestellt haben. Dort lagen gefühlt die Erträge sogar noch etwas höher, da die Beete über den Tagesverlauf etwas mehr Sonne abbekommen haben.

Durch das Neuanlegen der Beete im Gemüsegarten am Haus habe ich den Boden stark gestört. Wenn sich die Bodenstruktur erholt hat, erwarte ich hier auch wieder höhere Erträge. Da der Anbau von Salat allerdings überwiegend hier, dicht am Haus erfolgt, werden sie nie so hoch wie im Marktgarten sein.

Zusammen haben die beiden Gärten für unsere Familie 1110 kg 2 Obst, Gemüse und Kräuter produziert und zur Jahreswende 2023/24 essen wir immer noch eingelagerte Äpfel, Kürbisse, Zucchini (Markkürbisse), Karotten, Zwiebeln, Kohl, Rote/Gelbe Beete, Knoblauch. Frisch vom Beet kommen noch Kohlsorten, Karotten, Pastinaken, Rote Beete, Porree, Knollensellerie, Stangensellerie, Mangold, Kräuter und Salate. Eingekocht haben wir Apfelmus, verschiedene Sirupsorten, Chutneys, Bohnen, Rotkohl, Brühe, Gewürzgurken und anderes Eingelegtes. Aus der Gefrierung kommen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Rhabarber, Chillies, Spinat, Mangold, Rote Beete Blätter, Mais, Bohnen, Erbsen, Zuckerschoten, Kohlrabi, Dicke Bohnen, Blumenkohl und Kräuter. Außerdem haben wir noch getrocknet Dicke Bohnen, Feuerbohnen, weiße Bohnen, Erbsen und Kräuter.

Wer unseren Einkaufswagen im Supermarkt sieht, könnte denken, dass wir fast gar kein Obst und Gemüse zu uns nehmen. 🙂

Materialeinsatz

Die gesamte Ernte wurde ohne Dünger und Pestizide allein durch Ausbringung von eigenem Kompost und kommunalem Grünkompost erwirtschaftet. Der Einsatz von Diesel beschränkte sich auf Fahrten zum Marktgarten und das Abholen von Kompost beim Kompostwerk in weniger als zwei Kilometer Entfernung. Die sonstige Bewirtschaftung erfolgte ausschließlich per Hand ohne weiteren Maschineneinsatz.

Seit der Neuanlage des Marktgartens 2022 wurden eine spezielle Kompostkarre (die teuerste Einzelanschaffung!), Schutzvliese, Insektenschutznetze, Drahtbögen, Anzuchtplatten, Vorratskisten, Bewässerungsausrüstung usw. im Wert von ca. 1400,- € beschafft. Dazu kamen für die Anlage des Marktgartens 1265,- € für Kompost und Holzhackschnitzel für Wege. Für die Ausbringung von neuem Kompost nach der ersten Saison fielen 32,- € an. Saatgut schlug mit 76,- € zu Buche.

Zeiteinsatz

Da im Gemüsegarten am Haus eine Neuanlage der meisten Beete anstand und auch das Experiment mit dem No-/Low-Budget-Minitunnel Zeit beansprucht hat, entfielen 2023 auf den Gemüsegarten am Haus 235 Stunden. 3 Der deutlich größere Marktgarten beanspruchte 218 Stunden. Mit dieser Zeit habe ich nicht nur die 797kg Gemüse für uns sondern auch mindestens ähnliche Mengen für unsere Freunde erwirtschaftet. Diese haben auch Stunden in den Garten gesteckt, die allerdings nicht erfasst wurden. Der überwiegende Teil der Stunden ist aber in den 218 enthalten.

Angebaute Sorten

2023 haben wir Obst, Gemüse und Kräuter von über 100 verschiedenen Sorten aus unserem Garten geerntet. Hybride, deren Nachkommen völlig andere Eigenschaften haben, baue ich nicht mehr an. Statt dessen versuche ich, durch eigene Saatgutgewinnung Sorten zu selektieren, die sich an die – leider immer häufiger wechselnden – Standortbedingungen gut anpassen können. Vernünftig finde ich dazu das Konzept der Landrassen nach Lofthouse. Ganz so weit bin ich aber noch nicht.

Ein kompletter Ausfall waren in 2023 die Tomaten im Freiland. Nach enormer Trockenheit im Frühjahr und Frühsommer hat es gefühlt nur noch geregnet. Das führte dazu, dass die mit grünen Tomaten voll hängenden Pflanzen komplett der Fäule zum Opfer fielen. Dabei hatte ich mit Black Plum eine Sorte ausgesucht, die in den Vorjahren sehr gut draußen klar kam.

Bei den Kartoffeln gab es mit der Sorte Muse zum Glück keine großen Ausfälle durch die Feuchtigkeit. Im Gegenteil sind die Knollen so durch das Wasser angeschwollen, dass wir überwiegend Kartoffeln in der Größe für Pommes eingelagert haben.

Lohnt sich das?

Der Betrieb des Marktgarten benötigt ca. 300 Stunden im Jahr. Damit werden mehr als 1,5 Tonnen Lebensmittel in Bio-Qualität mit minimalen Wegekosten und minimalem CO2-Einsatz produziert. Außerdem trägt die Anbaumethode zum Humusaufbau und zur CO2-Bindung im Boden bei. Zu den Anfangsinvestitionen von rund 2700,- € kommen im Jahr lediglich gute 100,- € für neuen Kompost, Hackschnitzel und Saatgut dazu. Die Investitionen für Saatgut sind rückläufig, da ich einen großen Teil selbst vermehre. Dafür werden immer wieder mal Vliese oder Netze ersetzt werden müssen.

Ungefähr 5kg Gemüse in Bioqualität ist damit der Stundenlohn, von dem noch Betriebskosten runter gehen. Wer also mehr als Mindestlohn verdient, für den lohnt sich die Angelegenheit nicht aus wirtschaftlicher Sicht.
Aus wirtschaftlicher Perspektive müsste ich meine Zeit in meine Selbstständigkeit als E-Learning-Berater stecken und das Gemüse im Bio-Supermarkt kaufen. Am Ende wäre immer noch deutlich mehr Geld in der Kasse. Aber dann äßen wir Gemüse, das irgendwo auf der Welt angebaut wird, ohne nachvollziehen zu können, was an Kartoffeln aus der israelischen Wüste oder eingeflogenem Spargel aus Ägypten „bio“ sein soll.

Deshalb beantworten meine Frau und ich die Frage, ob sich das lohnt, ganz klar mit „ja“, weil das gute Gefühl sich gut und relativ umweltfreundlich zu ernähren, den wirtschaftlichen Nachteil um Längen schlägt.

Fußnoten

  1. Aus den amtlichen Zahlen geht nicht hervor, ob und wenn mit welchen Anteilen Ackerränder oder Zuwegungen in den Zahlen enthalten sind. Für meine Erträge habe ich die reine Anbaufläche verwendet. ↩︎
  2. Wer nachrechnet, kommt scheinbar auf noch höhere Flächenerträge. Das liegt daran, dass ich die Erträge vom z.B. Obstbäumen im Bauerngarten nicht in den Flächenerträgen erfasst habe. Diese Erträge kommen also zu den Erträgen der genannten Flächen hinzu. ↩︎
  3. Ich erfasse die Stunden, die in den Betrieb der Gärten fließen. Bei der Erfassung der Stunden zähle ich auch die Stunden von gelegentlichen HelferInnen mit. Die Verarbeitung der Erträge z.B. als Chutneys oder Apfelmus erfasse ich nicht. ↩︎

Minifolientunnel mit kleinem Budget(?)

Minifolientunnel im Morgenfrost

Von meinem im Winter 2021/22 von drei aufeinander folgenden Orkanen schwer beschädigtem und deshalb in Folge abgerissenem Folientunnel hatte ich noch eine Ersatzfolie von ungefähr 15x8m übrig.

Überlegungen für einen neuen Tunnel aus Stahlrohr habe ich beim Blick auf die Kosten schnell beerdigt, aber nutzen wollte ich die vorhandene Ressource schon.

Konstruktion

Da von meinen alten Beeten noch Bögen aus Elektroinstallationsrohr (Stangenrohr) übrig waren, entstand die Idee, vier der neuen Beete mit einem 9,3m langen und 2m breiten Minifolientunnel zu überspannen, der überwiegend aus Werkstattresten bestehen sollte. Zumindest war das die idealistische Ausgangsposition…

Kunststoffbögen für einen Minifolientunnel

Um die 25mm Rohre etwas zu stärken, habe ich ein Sandwich aus 25mm und 20mm starken Rohren gebaut.

Sandwich aus 22mm und 25mm Stangenrohr

Die Bögen sind 4m lang. Als Halt habe ich Rundhölzer von einem alten Kinderbett in die Erde gesteckt. Wenn man die Böden noch etwas in die Erde rein drückt, bleiben ca. 3,7m Länge nach und die Höhe der Bögen ist ungefähr 1,4m.

Rundholz zur Fixierung der Bögen

In den Bögen ist nicht viel Stabilität. Diese erhöht sich jedoch massiv, wenn man diagonale Stützen anbringt. Ich habe insgesamt acht Stück verbaut.

Die Verformung der Rohrenden erwies sich bei knapp über null Grad Celsius im ersten Versuch als schwierig. Das Rohr ist leicht angerissen. Deshalb habe ich bei folgenden Diagonalen die Enden mit einer Heißluftpistole erwärmt und dann mit einem Hammer platt gedrückt. Die Diagonalen habe ich nur als 25mm Rohre ohne Verstärkung durch ein 20mm Rohr ausgeführt. Das lag zum Teil daran, dass ich nicht so viel 20mm Rohr hatte und nicht endlos viel Plastik für den Tunnel nachkaufen wollte.

Die Firststange habe ich wieder als Sandwich ausgeführt. Die Übergänge zwischen den Rohren habe ich mit Kabelbindern gegen Rausrutschen gesichert und in der Firststange Bohrungen gegen Verrutschen an den Befestigungen mit den Bögen verwendet. Bei der Montage habe ich Federklemmen als Montagehilfe benutzt.

Die Folie wird von ~10cm langen, aufgeschnittenen Stücken 1″ Spiralschlauch gehalten. Dabei habe ich zunächst die Folien der Länge des Tunnels nach aufgezogen und gespannt. Zwischen den Halteklammern habe ich Abstände gelassen, um dann in diesen Abständen die Halteklammern der Giebelfolien einsetzen zu können. Auf dem dritten Bild sind die helleren Klammern der Giebelfolien zu sehen. Sie sind heller, weil der Schlauch von einem anderen Hersteller ist.

Die Windsicherung besteht aus den Pflastersteinen auf der Folie und Seilen, die ich diagonal über den Tunnel und entlang der Seiten gespannt habe. Da für die nächsten Tage stürmische Böen angekündigt sind, werde ich schon bald über die Stabilität berichten können.

Materialliste und Kosten – Lohnt sich das?

  • ~110,- € 12x4m UV5 Gewächshausfolie
  • ~86,- € 37x Installationsrohr 25mm
  • ~32,- € 21xInstallationsrohr 20mm
  • ~ 1,50 € Kabelbinder 5mm breit
  • ~ 7,30 € 4m druckfester Spiralschlauch 1″
  • ~8,- € ~30m x 6mm PP-Seil
  • ~9,- € ~20x Erdnagel 30cm
  • ~ 10,- € 16x Rundholz 30-40cm

Summe = 263,80 € – wenn alles neu gekauft wird. Ich habe gute 50,- € ausgegeben.

Lohnt sich das?

Es handelt sich bei diesem Projekt um eine arge Plastikorgie.

Billige Foliengewächshäuser mit Stahlrohren in 2m Breite und 2m Höhe (im Gegensatz zu hier 1,4m Höhe) gibt es in 3m Länge im Internet schon für unter 150,-€. Das Wären auf 9m 450- € zuzüglich der UV5 Folie, da die Billiggewächshäuser mit schlechten Folien geliefert werden. Mit zusätzlichen Bodenankern wäre man dann bei ca. 700,- € und damit bei deutlich mehr als dem Doppelten. Die 25mm Stahlrohre der Billiggewächshäuser würde ich allerdings auch nicht unseren nordischen Stürmen aussetzen wollen. Ich weiß nicht, ob sie wirklich widerstandsfähiger wären als meine Installationsrohre. Ein wirklich widerstandsfähiger Tunnel liegt preislich dann in anderen Sphären.

Da ich nur ungefähr 50,- € für das Projekt ausgegeben habe und vieles im Bestand hatte, würde ich es wahrscheinlich wieder machen. Ein schaler Geschmack bleibt bei den Plastikmengen aber zurück.

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Tageskurs bei C. Dowding – Homeacres

Homeacres

Im letzten August haben wir Urlaub in Devon, England, gemacht. Bevor wir nach Devon fuhren, trafen wir uns mit Freunden in Bath. Da Homeacres, der Garten von Charles Dowding, praktisch auf dem Weg lag, schaute ich in den Kurskalender. Just an dem Tag, als wir dort vorbeikamen, gab es einen Tageskurs.

Ich habe schon viele Stunden YouTube-Videos von Charles gesehen, diverse seiner Bücher gelesen und folge seinem Blog und Twitter-Stream. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob die Investition von fast 200 Pfund für den Tageskurs gerechtfertigt wäre. Aber meine Frau hat mich quasi gezwungen, den Kurs zu buchen. Zum Glück habe ich so eine vernünftige Frau. 😉

Vieles von dem, was Charles erzählte, kannte ich aus Videos, Büchern und mittlerweile – nach fast 10 Jahren NoDig – aus eigener Anwendung. Was aber wirklich überwältigend war, ist die Gesundheit der Pflanzen und die Schönheit Homeacres mit eigenen Augen zu sehen. Außerdem ist Charles tatsächlich so nett und bescheiden, wie er in seinen Videos wirkt.

Neben ein paar Tipps und Tricks habe ich aber vor allem eines aus Homeacres mitgenommen:
Ein erfahrener Gärtner wie Charles erwirtschaftet auf ~1.300 m2 mit einem zusätzlichen Gärtner in Vollzeit und zwei Teilzeitkräften für die Ernte einen Umsatz von 25.000 Pfund zuzüglich von Produkten für die Selbstversorgung und das Catering der Kurse (sehr lecker!). Das wichtigste Produkt sind dabei Salatmischungen.
Ohne die Kurse und den Verkauf von Merchandise sowie Büchern wäre Homeacres keine profitable Unternehmung.

Modelle für Market Gardens / Marktgärten wie von Eliot Coleman, Jean-Martin Fortier oder Curtis Stone (mittlerweile als Prepper in merkwürdige Verschwörungstheorien abgeglitten) aus dem amerikanischen bzw. kanadischen Kontext auf Europa zu übertragen, ist nicht leicht.

In der Neuen Welt ist der Anteil der Lebensmittel an den Lebenshaltungskosten deutlich höher. Um in Europa (relativ gesehen) ähnlich hohe Erlöse zu erzielen, braucht es eine Umgebung mit sehr hoher Kaufkraft d.h. in der Regel ein wirtschaftlich starkes, urbanes Umfeld in der Nähe.

Bestimmte Pflanzen sind nur dann wirtschaftlich, wenn sie z.B. in Form einer SoLaWi (solidarischen Landwirtschaft) von den Mitgliedern mitgetragen werden. Charles hat dazu ein interessantes Video gemacht, in dem es u.a. um die (Un-)Wirtschaftlichkeit von Karotten im Marktgarten geht.

Kurzum: Wenn Du dich mit dem Gedanken trägst, einen Marktgarten zu betreiben und Du zufällig bei Charles Dowding in der Nähe bist, lohnt sich ein Tageskurs auf jeden Fall.
Falls Du allerdings einfach umweltfreundliches Gärtnern in einer schönen Umgebung lernen willst, dann musst Du den Kurs machen. 😉

Neuanlage unseres NoDig-Nutzgartens – unter Schmerzen

Neu angelegte Beete im Nutzgarten

Manchmal möchte man sich um Entscheidungen herumdrücken, weil sie einfach erst einmal wehtun. So ging es mir mit der Neugestaltung der Beete in unserem Nutzgarten.

Für den Bau des neuen Tunnelgewächshauses musste ich schon ein 5 m langes und fast 1,5m breites Hochbeet abreißen, das im Weg stand. Wenn man als Gärtner NoDig – Gärtnern ohne Umgraben – betreibt, blutet einem die Seele, über Jahre gewachsene Bodenstrukturen zu zerstören.

Entsprechend habe ich gehadert, was ich mit den Beeten anfangen sollte, deren rottenden Holzeinfassungen trotz regelmäßiger Flickarbeiten nach Jahren nicht mehr zu retten waren.

Beete im Nutzgarten Anfang Januar 2023

Anfang Januar standen noch ein paar Wintersalate, Wurzeln (norddeutsch für Möhren), Cavolo nero und Schnittmangold auf den Beeten. Da der Kompost, den ich für die Neuanlage von NoDig-Beeten vom Kompostwerk hole, nie voll ausgereift ist, musste ich jetzt loslegen. Ansonsten hätten die Beete zu lange in die Pflanzsaison gebraucht, um den Kompost nachzureifen.

Planung

Am Bildschirm habe ich diverse Kombinationen von Beeten hin und her geschoben. Sollte ich das letzte intakte Hochbeet retten (Variante 1) oder drei 8×0,8 m Beete wie im Marktgarten anlegen (Variante 2)?
Alternativ hätten auch sechs 3×0,8 m Beete und das alte Hochbeet gepasst (Variante 3).*
Entschieden habe ich mich für Variante 4 mit 6 4×0,8 m großen Beete.

4 m ist genau die halbe Länge der Standardbeete des Marktgartens. Alle Zahlen zu Bedarf an Saat oder Pflanzen für bestimmte Kulturen kann ich einfach durch zwei teilen. Trotzdem habe ich noch mindestens sechs verschiedene Kulturen, statt auf drei 8 m langen Beeten anzufangen zu mischen.

Umsetzung

Ein paar der Pflanzen sind in das Tunnelgewächshaus umgezogen, die Wurzeln und den Cavolo nero habe ich abgeerntet und den Rest bei den Hühnern und auf dem Kompost gelassen.

Nachdem der Holzschredder zwischen den Beeten in einer Bucht der Kompostecke eingelagert war, fing das Verteilen der Erde an. Durch das schiere Volumen ist das Niveau des Nutzgartens rund 10 cm hoch gekommen.

Abtragen der alten Beete

Die neuen Beete habe ich mit Holzpflöcken markiert. Dann habe ich die restliche Erde mit der Harke verteilt.

mit Holzpflöcken abgesteckte neue Beete

Die abgesteckten Beete haben dann ca. 10cm hoch Grünschnittkompost vom örtlichen Kompostwerk erhalten. Den Kompost gibt die Stadt kostenlos ab. Wer sich den Hänger mit einem Frontlader beladen lassen möchte, zahlt 8,- € – unabhängig von der Menge.

Hätte ich die Beete auf Rasen oder stark verunkrauteten Flächen angelegt, hätte ich Pappe unter den Kompost gelegt. Das war hier nicht nötig.

Neuanlage von NoDig-Beeten mit Grünschnittkompost

Holzschredder kann ich ebenfalls vom Kompostwerk beziehen. Dieser kostet inklusive Beladung des eigenen Hängers 17,85 €. Damit haben mich die ungefähr 1,5 m3 Schredder für den Nutzgarten ca. 6,- € gekostet.

neu angelegte Beete mit Holzschredder auf den Wegen

Warum Holzhackschnitzel auf Wegen?

Der Holzschredder auf den Wegen soll nicht nur den Wuchs von Beikräutern reduzieren. Die Idee dahinter ist, dass der Holzschredder Nahrung für Pilze bildet, die mit Ihrem Myzel auch die Nutzpflanzen mit Wasser und diesen Nährstoffen versorgen können. Im Tausch erhalten die Pilze von den Pflanzen, die im Gegensatz zu den Pilzen Photosynthese betreiben können, dann Zucker.

Nachteilig am Schredder ist, das er ein Ort zur Eiablage für Nacktschnecken sein kann. Charles Dowding empfiehlt deshalb die Mulchschicht auf Wegen nicht höher als als 3-5 cm zu machen.

So sinnvoll die Holzhackschnitzel auf Wegen sind, so problematisch sind sie, wenn sie in den Boden der Beete eingearbeitet werden. Die Bodenorganismen verbrauchen für den Abbau des Holzes Stickstoff, den auch die Pflanzen als Nährstoff benötigen.

Die abgetragenen und schon stark zersetzten Holzhackschnitzel der alten Wege werde ich übrigens zu Anzuchterde verarbeiten. Die sind nämlich in Anzuchterde sehr gut als Ersatz für Torf geeignet, dessen Abbau extrem Klima schädigend ist .

*Ja, ich bin bekennender Computernerd. 😉

NoDig-Marktgarten Woche 11

Gartenpanorama

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Erste – nennenswerte – Ernte(n)

Es sind erst gute zwei Monate vergangen, seit wir mit dem unreifen Kompost mit pH 5,0 begonnen haben, den Marktgarten zu gestalten. Dank der Anzucht auf Modulplatten haben wir – obwohl die Hasen viel weg geknabbert haben – jetzt schon unsere ersten, kleinen Ernten essen können:

  • Erbsen (zunächst Sprossen für Salat, dann Zuckerschoten und jetzt Markerbsen) aus einer Packung Trockenerbsen vom Supermarkt angezogen
  • Rote Beete Gesche
  • Palmkohl Nero di Toscana
  • Gurken Russian Pickling

Als nächstes kommen Kartoffeln, Bohnen und Kohlrabi dazu.

Hasen müssen draußen bleiben

Gemüsebeete im NoDig-Marktgarten Woche 11

Weil die Hasen alles wegfressen, was ihnen vor die Nase kommt und nicht mit Netz oder Vlies gesichert ist, haben wir angefangen einen 1m hohen Hasenzaun zu ziehen. Der untere Teil des Zaunes im Bild wird noch eingegraben. Bisher sind erst drei Seiten fertig, aber es sollten die Hauptrichtungen sein, aus denen die Hasen den Weg zu unserem zarten Gemüse finden. Die Kamera wird es die nächsten Tage zeigen.

Tierische Besucher der Woche

Bei den tierischen Besuchern war diese Woche tatsächlich eine Überraschung dabei. Ich wusste, dass es hier im nördlichen Schleswig-Holstein Marderhunde gibt, aber gesehen habe ich noch keinen. Wie mir ein Jäger aber bestätigte, ist auf den Bildern von zwei Nächten ein Marderhund zu sehen.

Der Hase schaut etwas versonnen durch das Vlies auf den Kohl, den er vor ein paar Wochen bis zum Strunk reduziert hatte.

NoDig-Marktgarten Woche 10

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Tierische Besucher der Woche

Das Chilispray lässt in der Wirkung etwas nach, aber obwohl tags wie nachts zahlreiche Feldhasen im Garten sind, halten sich die Fraßschäden in sehr engen Grenzen.

Beikräuter der Woche

Wenn nach einer Woche ohne Jäten auf einer Fläche von ungefähr 500 m2 nicht mehr im Eimer ist, kann man damit gut leben, oder? 🙂

Beikräuter im Eimer

NoDig-Marktgarten Woche 9

No-Dig-Marktgarten Woche 9

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Was wächst im frischen Kompost – und was nicht?

Gemüsebeete im NoDig-Marktgarten Woche 9
Kartoffel, Erbsen, Soja und Bohnen
auflaufende Ackerbohnen im NoDig-Marktgarten Woche 9
Von links: 2 Beete Erbsen und 2 Beete Ackerbohnen jeweils am 22.6. gesät am 7.7.
Gemüsebeete im NoDig-Marktgarten Woche 9
Zwiebeln (1. Beet) und Mais (3. Beet) in Modulplatten vorgezogen und ausgepflanzt

Ganz einfach ist es nicht zu bewerten, was gut wächst und was weniger gut, da die Hasen das Bild etwas verzerrt haben. Aber grundsätzlich wächst im Moment am Besten, was wie z.B. Kartoffeln selbst Vorräte mitbringt oder sich Stickstoff aus der Luft besorgen kann wie die Leguminosen (Erbsen, Bohnen, Soja). Auch die in Modulplatten vorgezogenen Pflanzen wachsen besser als die gleichen Pflanzen in Direktsaat.

Das Bodenleben entwickelt sich zwar, aber für Pflanzen verfügbarer Stickstoff ist rar, wovon die gelben Blätter beim Mais zeugen.

Die Beikräuter der Woche (1. und 7. Tag Woche 9)

Beikräuter im Eimer im NoDig-Marktgarten Woche 9
Beikräuter im Eimer im NoDig-Marktgarten Woche 9

Am siebten Tag nach dem letzten Jäten war die Ausbeute etwas größer (2. Bild). Leider sind auch ein paar Kartoffelpflanzen dabei, die Anzeichen von Krautfäule zeigten. Der Druck durch ausdauernde Beikräuter hat etwas zugenommen, aber wenn nach einer Stunde Jäten im Eimer gerade der Boden bedeckt ist, ist das für mich ok. 🙂

Die regelmäßigen BesucherInnen

Feldhasen, Katzen und Tauben sind immer auf den Bildern der Wildtierkamera. Der Graureiher kommt deutlich seltener vorbei und ich konnte bisher nicht ausmachen, was er hier findet.

Erste Ernte!

Am Ende der neunten Woche können wir ernten! An den Erbsen sind Zuckerschoten (und Sprossen für Salat), beim Cavolo nero sind erste Blätter erntereif und an den Gurken Russian Pickling sind kleine Gurken in passender Größe zum Einlegen.

Beete im NoDig-Marktgarten Woche 9
13.7.2022 am Ende der 9. Woche seit Start

NoDig-Marktgarten Woche 8

Marktgarten

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Weil das Land für den Garten überraschend schon im Mai und nicht erst im Herbst zur Verfügung stand, hatte ich bei weitem nicht genug Pflanzen vorgezogen, um rund 250 m2 Beete bestücken zu können. Deshalb habe ich auf einigen Flächen Erbsen, Ackerbohnen und Soja gesät, damit die Beete nicht ungenutzt bleiben. Andere Flächen sind noch recht spät im Jahr mit keimende Kartoffeln aus dem Küchenvorrat bepflanzt worden.

Beikräuter (Unkraut)

Beim wöchentlichen Jäten entferne ich ungefähr eine Stunde lang, was an Beikräutern durch die Kompostschicht hoch wächst. Das Bild mit dem Eimer zeigt die gesamte – kleine – Ausbeute der Woche auf ca. 500 m2.

Transplantation aus Modulplatten vs. Direktsaat

Wie auf den Bildern oben zu sehen ist, wachsen die in Modulplatten vorgezogenen Erbsen deutlich besser, als die vor Ort gesäten. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass sie eine kleine Menge reifen Komposts und damit ihr eigenes Mikrobiom an Bodenlebewesen mitbringen. Der unreife Kompost vom Kompostwerk enthält praktisch kein für Pflanzen erreichbares Nitrat. Dieses muss ihnen über Pilze und andere Bodenlebewesen erst zugänglich gemacht werden. Diese Unterstützung fehlt den Direktsaaten.

Doch trotz der Probleme versorgen uns die Erbsen mit der ersten kleine Ernte in Form von Sprossen. Dazu kneift man die obersten Blätter an einer Blattachsel ab. Von hier treibt die Pflanze neu aus. Die Sprossen sind lecker im Salat oder in Pfannengerichten.

Pfefferspray gegen Hasen und Tauben

Die Verluste durch Fraß von Hasen und Tauben sind teilweise niederschmetternd. Da wo gerade das Bodenleben anfing die Pflanzen zu ernähren, waren sie bis zum Boden weggeneit (Plattdeutsch für weg geknabbert/gefuttert). Aber der abenteuerliche Sud aus Chili und Cayennepfeffer tut, was er soll! Seit ich gesprüht habe, sind die behandelten Pflanzen kaum mehr angeknabbert worden. Allerdings scheint die Wirkung nach etwas Regen jetzt nachzulassen. Aber längst aufgegeben Pflanzen scheinen wieder eine echte Chance zu haben.

NoDig-Marktgarten Woche 6

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Die letzten Beete sind angelegt

Frisch angelegte Beete

Es war ein langer Weg fast 140 Tonnen Kompost zu verteilen, aber jetzt sind die letzten Beete angelegt. Die meisten Beete habe eine Nord-Süd-Ausrichtung. Die zuletzt angelegten gehen von Osten nach Westen. Zum einen konnten wir so die Standardlänge von acht Metern beibehalten und zum anderen sind sie so ausgelegt, dass künftig ein Folientunnel genau darüber passen würde.

Was wächst – was nicht?

Kartoffeln und Zwiebeln fangen an zu wachsen

Der noch sehr saure, nährstoffarme Kompost macht es den Pflanzen nicht leicht. Am Besten wächst derzeit, was wie Kartoffeln noch eigene Vorräte mitbringt oder Leguminosen also Pflanzen wie Erbsen und Bohnen, die mit Hilfe von Bakterien Stickstoff aus der Luft nutzen können. Die in Modulplatten vorgezogenen Pflanzen wie Mais haben hingegen allmählich die in den Pflanztöpfen mitgebrachten Nährstoffe aufgezehrt und bekommen gelbliche Blätter. Das deutet auf Nährstoffmangel hin. Sie werden erst besser versorgt, wenn Pilze und Mikroben für die Pflanze Stickstoff verfügbar machen, den die Pflanze nicht selbst aus dem Boden entnehmen kann. Der Aufbau und die Entwicklung dieser Nützlinge wird aber etwas Zeit benötigen.

Man könnte mit Stickstoff düngen. Leider zerstört Stickstoffdünger die Lebensgemeinschaften im Boden und macht die Pflanzen so von externer Zufuhr von Stickstoff abhängig. Dabei ist in den meisten Böden genug Stickstoff vorhanden, um die Pflanzen zu ernähren, wenn man das Mikrobiom (Pilze, Mikroben, Kleinlebewesen) seine Arbeit machen lässt.

Neues Transportmittel für Material

Fahrradanhänger als Gemüse- und Materialtransporter

Um die rund 11 Kilometer zum Garten und zurück auch mit Material oder Ernte nicht immer mit dem Auto zurücklegen zu müssen, ist die neueste Errungenschaft ein Fahrradanhänger. Der war ursprünglich für den Transport von Kindern ausgelegt, aber eine dünne Holzplatte als Boden und eine große Eurobox machen ihn perfekt für meinen Zweck.

Willkommene HelferInnen treffen ein

Schwebfliege auf Calendula

Die aus dem Hausgarten transplantierten Calendula sind erstaunlich gut angewachsen und fangen an zu blühen. Das zieht Nützlinge wie die Schwebfliege auf dem Foto oben an. Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber. Außerdem jagen ihre Larven auch Blattläuse.

NoDig-Marktgarten Woche 5

Fleece protects tender plants.

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Die Diebe sind ermittelt!

Dutzende von Fotos zeigen die Verdächtigen in sehr eindeutigen Posen. Es sind Feldhasen, die unser junges Gemüse dezimieren.

Hasen im Gemüsegarten
Hasen im Gemüsegarten

Gegenwehr

Ein paar Chilischoten in der Küchenmaschine zerkleinert, mit etwas Cayennepfeffer ergänzt, gesiebt und gefiltert: Das soll mein Abwehrspray gegen gefräßige Hasen werden. Der Erfahrungsbericht folgt.

Chilisuppe gegen Feldhasen

Zur Sicherheit habe ich aber auch noch die Kohlbeete endlich mit Insektenschutznetzen überzogen. Die könnten auch die Hasen abhalten.

Insektenschutznetze über Kohlpflanzen

Beikräuter der Woche

Quecke und andere Beikräuter

Die Quecken hier sind deutlich robuster als im Garten an unserem Haus. Die Stängel sind teilweise mehrere Millimeter stark. Aber für eine Woche ohne Jäten finde ich die Ausbeute auf über 500 m2 sehr überschaubar. Damit die dauerhaften Beikräuter unter den 30-40cm Kompost aufgeben, ist es wichtig, jetzt nicht nachzulassen und alles rauszuholen, was durchbricht.

Der dümmste Bauer…?

alte Kartoffeln als Setzkartoffeln

Es ist spät in der Saison, aber da Kartoffeln in 3-4 Monaten reif sein können, kommt jetzt noch in die Erde, was in der Speisekammer an gekeimten, verschrumpelten Kartoffeln herum lag.

Wenn der Ertrag gut werden sollte, liegt es hoffentlich nicht am Sprichwort aus der Überschrift.