Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.
Was wächst im frischen Kompost – und was nicht?
Ganz einfach ist es nicht zu bewerten, was gut wächst und was weniger gut, da die Hasen das Bild etwas verzerrt haben. Aber grundsätzlich wächst im Moment am Besten, was wie z.B. Kartoffeln selbst Vorräte mitbringt oder sich Stickstoff aus der Luft besorgen kann wie die Leguminosen (Erbsen, Bohnen, Soja). Auch die in Modulplatten vorgezogenen Pflanzen wachsen besser als die gleichen Pflanzen in Direktsaat.
Das Bodenleben entwickelt sich zwar, aber für Pflanzen verfügbarer Stickstoff ist rar, wovon die gelben Blätter beim Mais zeugen.
Die Beikräuter der Woche (1. und 7. Tag Woche 9)
Am siebten Tag nach dem letzten Jäten war die Ausbeute etwas größer (2. Bild). Leider sind auch ein paar Kartoffelpflanzen dabei, die Anzeichen von Krautfäule zeigten. Der Druck durch ausdauernde Beikräuter hat etwas zugenommen, aber wenn nach einer Stunde Jäten im Eimer gerade der Boden bedeckt ist, ist das für mich ok. 🙂
Die regelmäßigen BesucherInnen
Feldhasen, Katzen und Tauben sind immer auf den Bildern der Wildtierkamera. Der Graureiher kommt deutlich seltener vorbei und ich konnte bisher nicht ausmachen, was er hier findet.
Erste Ernte!
Am Ende der neunten Woche können wir ernten! An den Erbsen sind Zuckerschoten (und Sprossen für Salat), beim Cavolo nero sind erste Blätter erntereif und an den Gurken Russian Pickling sind kleine Gurken in passender Größe zum Einlegen.
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Weil das Land für den Garten überraschend schon im Mai und nicht erst im Herbst zur Verfügung stand, hatte ich bei weitem nicht genug Pflanzen vorgezogen, um rund 250 m2 Beete bestücken zu können. Deshalb habe ich auf einigen Flächen Erbsen, Ackerbohnen und Soja gesät, damit die Beete nicht ungenutzt bleiben. Andere Flächen sind noch recht spät im Jahr mit keimende Kartoffeln aus dem Küchenvorrat bepflanzt worden.
Beikräuter (Unkraut)
Beim wöchentlichen Jäten entferne ich ungefähr eine Stunde lang, was an Beikräutern durch die Kompostschicht hoch wächst. Das Bild mit dem Eimer zeigt die gesamte – kleine – Ausbeute der Woche auf ca. 500 m2.
Transplantation aus Modulplatten vs. Direktsaat
Am 14.5. in Modulplatte mit 84 Modulen a 2-3 Korn gesäte, am 8.6. ausgepflanzte Erbsen am 2.7.Am 25.5. breitwürfig gesäte und eingeharkte Erbsen am 2.7.
Wie auf den Bildern oben zu sehen ist, wachsen die in Modulplatten vorgezogenen Erbsen deutlich besser, als die vor Ort gesäten. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass sie eine kleine Menge reifen Komposts und damit ihr eigenes Mikrobiom an Bodenlebewesen mitbringen. Der unreife Kompost vom Kompostwerk enthält praktisch kein für Pflanzen erreichbares Nitrat. Dieses muss ihnen über Pilze und andere Bodenlebewesen erst zugänglich gemacht werden. Diese Unterstützung fehlt den Direktsaaten.
Doch trotz der Probleme versorgen uns die Erbsen mit der ersten kleine Ernte in Form von Sprossen. Dazu kneift man die obersten Blätter an einer Blattachsel ab. Von hier treibt die Pflanze neu aus. Die Sprossen sind lecker im Salat oder in Pfannengerichten.
Pfefferspray gegen Hasen und Tauben
Die Verluste durch Fraß von Hasen und Tauben sind teilweise niederschmetternd. Da wo gerade das Bodenleben anfing die Pflanzen zu ernähren, waren sie bis zum Boden weggeneit (Plattdeutsch für weg geknabbert/gefuttert). Aber der abenteuerliche Sud aus Chili und Cayennepfeffer tut, was er soll! Seit ich gesprüht habe, sind die behandelten Pflanzen kaum mehr angeknabbert worden. Allerdings scheint die Wirkung nach etwas Regen jetzt nachzulassen. Aber längst aufgegeben Pflanzen scheinen wieder eine echte Chance zu haben.
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Der Boden lebt!
Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell das Bodenleben von dem heißen, fast sterilen Kompost Besitz ergriffen hat. Nachdem ich mich schon über die weißen Fäden des Pilzmyzels im Boden gefreut hatte, ist der Boden jetzt voller kleiner Fruchtkörper, die überall aus der Oberfläche brechen.
Beikräuter der Woche
Ein bis eineinhalb Stunden pro Woche hacke ich den Weg rundherum und jäte die inneren Wege und Beete. Im rechten Eimer sind die ausdauernden Beikräuter wie Quecke und Disteln, die durch die 40 cm starke Kompostschicht hoch wachsen. Im linken Eimer sind Plastikteile, die leider immer im Kompost mit Bio-Zertifikat zu finden sind.
Noch ein beweglicher Untersatz
Da das Gelände im Vergleich zum Garten am Haus doch recht weitläufig ist und ich als großer Mensch nicht gerne ständig am Boden arbeite, habe ich mir aus Werkstattresten einen schmalen Wagen gebaut, der genau auf die Wege zwischen den Beeten passt. Die Höhe mag einigen etwas hoch erscheinen, aber ich finde sie genau richtig. 🙂
Modulplatten handhaben
Beim Entnehmen der Pflanzen aus den Modulplatten habe ich immer das Problem mit den Finger an den scharfen Kanten der Löcher im Boden hängen zu bleiben. Außerdem kann es recht mühsam sein 84 oder 144 Planzmodule einzeln mit den Fingern oder einem Hölzchen aus den Modulplatten zu drücken.
Deshalb habe ich mir aus einem Stück Flacheisen und ein paar Holzdübeln eine Vorrichtung zum Herausdrücken gebaut. Die seitliche Führung könnte gerne noch etwas höher sein, aber sonst bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Beim Bohren der Dübel und der Löcher im Flacheisen ist etwas Präzision gefragt, damit die Modulplatten nicht an den Dübelhölzern hängen bleiben.
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Der Rest Kompost ist da!
Natürlich hatte der Lohnunternehmer nur an dem einzigen Freitag Zeit, an dem ich mit meiner Frau in Dänemark campen war. Entsprechend war der Kompost so suboptimal verteilt abgekippt, dass ich so einige Schubkarren voll quer über die Fläche fahren musste, um überall die erwünschten 30 cm Schichtstärke über dem ursprünglichen Boden zu erreichen. Ist auch eine Form von Sport. Denn jetzt wissen wir, dass auf die gesamte Fläche fast 140 Tonnen Kompost gegangen sind, die ich allein mit Frontlader, Forke und Harke verteilt habe.
Im nördlichen Teil verlaufen die Beete in Ost-West-Richtung und sind so angelegt, dass in vielleicht zwei Jahren ein ca. 20 m langer Folientunnel Platz für zehn Beete und Arbeitsflächen bieten könnte.
Endlich! Die Fläche ist einmal komplett von Ost nach West mit Kompost aufgefüllt und die meisten Beete und Wege sind markiert
Wem schmeckt unser junges Gemüse?
Zu meiner großen Überraschung haben sich die in Modulen vorgezogenen Pflanzen teilweise erstaunlich gut im unreifen Kompost etabliert. Besonders Zwiebeln, Porree, Bohnen, Erbsen und Sojabohnen wachsen und sehen gut aus. Wahrscheinlich haben die Pflanzen in den Modulen mit unserem eigenen Kompost ihr eigenes Mikrobiom mitgebracht.
Es wäre die reinste Freude – hätten nicht irgendwelche ungebetenen Besucher Geschmack an unserem Gemüse gefunden. Um herauszufinden, wer sich da ungefragt bedient, habe ich eine Wildtierkamera aufgehängt. Mal schauen…
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Bodenqualität
Die größte Herausforderung der ersten Wochen ist eindeutig der viel zu frische Kompost (s.a.). Er ist immer noch in den tieferen Schichten warm, riecht beim Graben etwas und der pH-Wert in 15-20 cm Tiefe ist sauer wie Essig.
Dazu kommt, dass der bei ~ 70° heiß kompostierte (=“thermophile“) Kompost praktisch steril ist. Die für das Wachstum von Pflanzen notwendigen Mikroorganismen wie z.B. symbiotisch lebende Pilze müssen sich erst entwickeln bzw. aus den tieferen Bodenschichten in den Kompost einwandern.
Wir hätten deshalb gerne schon im Herbst des Vorjahres mit der Anlage des Marktgartens angefangen. Dann hätte der Boden passend zum Frühjahr die zum Pflanzen und Säen geeignete Reife erreicht. Aber es hat teilweise stark geregnet und das lehmige Land war mit Maschinen nicht mehr befahrbar.
Anzucht
Um den Pflanzen einen Startvorteil zu schaffen, habe ich teilweise seit Februar Pflanzen auf Modulplatten vorgezogen. Anfang standen diese Modulplatten noch in Gitterkisten gestapelt bei uns im warmen Hauswirtschaftsraum. Später zogen sie in die Gewächshäuser um, die leider von Winterstürmen stark beschädigt und nur provisorisch repariert waren.
Auf dem Bild oben sieht man u.a. Zwiebeln und Rote/Gelbe Beete, die auf 84er und 144er Modulplatten vorgezogen werden. Pro Modul säe ich mehrere Saatkörner, die dann auch nicht vereinzelt werden. Diese Klumpen von 3-5 Zwiebeln oder Roten Beeten werden dann in das Beet gesetzt. Es gibt dazu sehr gute Videos von Charles Dowding auf Youtube.
Für die Anzucht verwende ich selbst erzeugten Kompost. Bei dem neuen Marktgarten erhoffe ich mir, dass die Bodenorganismen in den Modulen beim Verpflanzen dem frischen Kompost eine „Injektion“ von guten Mikroben geben, um das Mikrobiom des Boden zu starten.
Wasserversorgung
Die Versorgung mit Wasser ist etwas trickreich. Einerseits haben wir – noch – keinen Frischwasseranschluss im Marktgarten. Andererseits ist in unmittelbarer Nachbarschaft ein seit 10+ Jahren ungenutzter, riesiger Gülletank mit Regenwasser.
Durch Laubeintrag ist allerdings auch das Wasser eher sauer. Außerdem muss das gesamte Gießen mit Gießkannen erfolgen. Um uns diese Arbeit etwas zu erleichtern, haben wir einen aufgeschnittenen IBC mit ~600 l Fassungsvermögen als Tauchbecken installiert.
Der im Gülletank in Bodennähe endende Schlauch hat am IBC ein Ventil und, da das Tauchbecken tiefer als der Gülletank liegt, fließt das Wasser durch Schwerkraft in das Tauchbecken. Vielleicht bekommt dieses irgendwann ein Schwimmerventil, damit die Befüllung automatisch passiert und das offene Ventil nicht vergessen werden kann.
Für Blattsalate und ähnlich roh verzehrte Gemüse möchte ich das Gießwasser aus dem Tank zukünftig auch nicht gerne verwenden, da ich befürchte, dass das Wasser auch nach Jahren noch mikrobiell belastet sein könnte. Eine Laboruntersuchung wäre hier hilfreich.
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Was ist geplant?
Unser Garten liefert uns viel Gemüse, Kräuter und Obst und das fast das ganze Jahr über. Aber für einige Gemüse braucht man einfach viel Platz, wenn man über längere Zeit des Jahres Selbstversorger sein möchte. Dazu zählen Zwiebeln, Kartoffeln, Kohl und Hülsenfrüchte.
Weil ich diesen Platz nicht habe, bin ich auf Freunde mit einem Resthof und etwas nebenberuflicher Landwirtschaft zugegangen und habe eine Hand gegen Land angeboten. So begann die Planung eines Marktgartens für die zwei Familien.
Das Stück Land war wahrscheinlich einmal Teil des Gartens am Hof, aber über die letzten Jahre hatten sich hartnäckige Wildkräuter wie der stumpfblättrige Ampfer breit gemacht. Da ich gute Erfahrungen mit der NoDig-Methode bei der Anlage unseres Gartens und bei der Umwandlung eines Rasens in einen Obstgarten gemacht habe, sollte die Methode auch hier Anwendung finden.
Wie funktioniert NoDig?
Beim Gärtnern mit NoDig verzichtet man vollständig auf das Umgraben. Jährlich wird lediglich eine 3-5 cm starke Schicht Kompost auf die Flächen ausgebracht, die nicht eingearbeitet wird.
Ist der Kompost heiß kompostiert, so enthält er keine aktiven Samen von Wildkräuter/Beikräutern und unterdrückt die Keimung von lichtkeimenden Samen, die auf dem Boden liegen.
Bodenorganismen wie Würmer und Pilze verarbeiten den Kompost und erschließen die Nährstoffe darin für die (gewollten) Pflanzen.
Weil der Boden nicht ständig auf den Kopf gestellt wird, kann sich besonders das Myzel von Pilzen ungestört im Boden entwickeln. Neuere Forschung hat gezeigt, wie stark Pflanzen auf den Nährstofftransport durch Myzel angewiesen sind. Durch Umgraben/Pflügen und Stickstoffdüngung wird es leider – wie das gesamte Mikrobiom des Bodens – geschädigt oder auch zerstört.
Die Arbeiten der ersten Woche im NoDig-Marktgarten
Der „Garten“ am Donnerstag.
Ein Lohnunternehmer hat das Land vorbereitend ein letztes Mal gepflügt. Vielleicht wären wir auch ohne Pflügen ausgekommen, aber besonders der Ampfer stand sehr dicht und kräftig. Da er angeblich nicht mehr als 30cm Boden von der Wurzel bis zur Oberfläche durchdringen kann, sollte das Pflügen uns ein paar Zentimeter mehr Tiefe verschaffen.
Mit dem Radlader wurden die tiefen Furchen des Pflugs geglättet.
Am Rand, wo der Pflug nicht hinkam, haben wir die Vegetation mit einer 3-4 lagigen Schicht brauner Pappe abgedeckt.
Freitag Morgen um Acht sollte der Lohnunternehmer mit der ersten Fuhre Kompost kommen. Leider hatte er einen Platten und kam erst nach zehn.
Den Kompost habe ich dann grob mit dem Lader verteilt. Leider brauchte ich eine Weile, um mich mit der Knicksteuerung des Traktors anzufreunden. Ursprünglich sollte ich auch nur mit der Harke arbeiten und das Fahren unserem Freund überlassen. Aber Covid 19 erwischte passend zu diesem Morgen die gesamte Familie unserer Freunde und ich war mit dem Lohnunternehmer und dem Kompost allein.
Die Beete markierte ich mit Holzpflöcken. Diese hatten als zweiten Nutzen die minimale Höhe von 30cm Kompost anzuzeigen, so dass ich den Kompost mit Forke und Harke passend verteilen konnte.
Alle Beete habe eine Standardgröße von 0,8m x 8m mit Wegen von 50cm dazwischen. Die standardisierte Größe hat mehrere Vorteile:
Vliese, Folien, Netze und Stahlbügel zum Abdecken der Beete passen überall.
Man weiß, wie viele Pflanzen einer Art vorgezogen werden müssen, um ein Beet zu füllen. Eine Umrechnung über Pflanzen/Quadratmeter und die jeweilige Beetgröße entfällt.
Der Einkauf von Saat wird erleichtert, da jedes Beet gleich viel Saat einer Sorte benötigt.
Mit einigen Jahren Erfahrung lässt sich der Ertrag relativ einfach vorab planen.
Die 80 cm Breite ermöglichen es, breitbeinig über dem Beet zu arbeiten oder mit einem Schritt zum nächsten Beet zu gelangen, ohne auf den Beeten herum zu trampeln.
Bei 8 m Länge passen viele Netze und Vliese, die im Handel mit 10 m Länge angeboten werden. Beete von 8,50 m wären vielleicht noch etwas passender zu 10 m Vliesen, aber die hätten nicht in die Breite unseres Landes gepasst.
Ein zentraler Weg („Lettuce Lane“) erschließt den Zugang zu den Beeten. Um mit Schub- und Handkarren gut durchzukommen, hat der Weg eine Breite von 1,40 m. Er verläuft rechtwinklig zu den in Nord-Südrichtung angelegten Beeten.
Nach ein paar Tagen hatte ich den angelieferten Kompost verarbeitet. Durch den verspäteten Beginn des Lohnunternehmers war am Freitag die Waage beim Kompostwerk in den Feierabend gegangen, bevor genug Kompost auf dem Land lag. Daher musste ein neuer Termin für die nächsten Fuhren gefunden werden.
Wir haben übrigens Glück, dass unser kommunales Kompostwerk zum einen nur wenige Kilometer entfernt ist und zum anderen den Kompost gegen lediglich eine Wiegegebühr von 8,-€ pro Ladung abgibt – unabhängig von der Größe des verwendeten Anhängers.