Buchkritik Ben Hartman „The Lean Micro Farm“

Marktstand mit Gemüsekisten
3Sterne

Mit „The Lean Farm“ hat Ben Hartman eines meiner Lieblingsbücher zum Thema kleine, landwirtschaftliche Betriebe geschrieben. Deshalb habe ich mir mit großer Vorfreude sein neues Buch „The Lean Micro Farm“ gekauft.

Zum Inhalt

Während es in „The Lean Farm“ um seine Erfahrungen damit ging, die Prinzipien des Lean Management aus dem industriellen Bereich auf eine kleine Farm (1 acre = 4.000m2) zu übertragen, beschreibt Hartman im neuen Buch die Erfahrungen beim Aufbau einer neuen, noch kleineren Farm in einem städtischen Umfeld.

Die neue Farm hat lediglich 833m2 Produktionsfläche (1/3 acre). Auf dieser Fläche erwirtschaften laut Hartman in einer 35 und weniger Stundenwoche der Autor und seine Frau mit Angestellten(!) das Einkommen für die vierköpfige Familie.

Im Buch beschreibt Hartman die Prinzipien, Werkzeuge sowie die Produktions- und Vertriebsmethoden, die seine Frau und er bei Planung und täglichem Betrieb der Farm anwenden.

In einem eigenen Kapitel entwickelt er den Businessplan für einen Gemüsebaubetrieb im Nebenerwerb auf 464m2 Fläche.

Meine Bewertung

Die Verwendung von Lean im Titel ist etwas irreführend. Wo Hartman in „The Lean Farm“ auf 240 Seiten ausführlich Lean Prinzipien diskutierte, schweift er auf 442 Seiten in „The Lean Micro Farm“ doch häufig ab und berichtet mehr von den persönlichen Erfahrungen beim Aufbau der neuen Farm. Damit produziert er aus meiner Sicht auch viel Muda.

Einserseits mag es nützlich sein, für wirklich jedes Produkt Angaben zu Modell und Hersteller samt Link zu erhalten, andererseits kommt das manchmal für mich auch wie ein Vermarkten von Affiliate Links rüber. Bei dem Link zu den Gewächshäusern wird es sogar explizit erwähnt.

Hartman macht viele präzise Angaben zu Pflanzterminen. Dabei weist er nicht wirklich darauf hin, dass diese Termine vollständig von der geografischen Breite und den jeweiligen klimatischen Bedingungen des Betriebes abhängen. Insbesondere wer als Anfänger ganz genau dem Kapitel zum Aufbau einer Farm auf 464m2 (5.000 ft2) folgt, könnte böse überrascht werden.

Die Übertragbarkeit der Erkenntnisse und Prozesse ist generell ein Problem. Auf Seite 290 nennt der Autor Preise für sein Gemüse für gewerbliche Kunden und für Endkunden. Grünkohl erlöst z.B. 8$ bzw. 10$ pro Pfund (0,454 kg). Bei Spinat ist es sogar 11$ und 14$ pro Pfund (0,454 kg –> 30,84$/kg ~ 28,17€/kg).
Zwei teurere Anbieter im Internet rufen heute (10.01.2024) in Deutschland weniger als 18€ für ein Kilogramm bio Babyspinat auf, ein günstigerer sogar nur 8€ – außerhalb der Saison! Bezogen auf den letzten Preis eines Hofladens in Nordrhein-Westfalen erlöst Hartman 20€ mehr pro Kilogramm. Damit ist sein Businessplan für eine nebenberufliche Landwirtschaft in Deutschland so nicht anwendbar.

Wo Hartman auch für deutsche Micro-Farmer aus meiner Erfahrung interessant ist, sind seine Aussagen zur Wirtschaftsform mit tiefem Kompostmulch (No Dig), die Prinzipen zur Reduzierung auf das Wesentliche und seine Zeitansätze, die alle gut mit meinen eigenen Erfahrungen übereinstimmen. Die Beschränkung auf ein Minimum an Handwerkzeugen kann ich auch gut nachvollziehen. Gut sind seine Tipps zum Aufbau von tiefen Kundenkontakten. Sein als Kühlung im Sommer und Anzuchtkammer im Winter/Frühjahr genutzter Kühlschrank ist eine tolle Idee, die allerdings auch schon im alten Buch enthalten ist.

Fazit

Wer „The Lean Farm“ kennt, wird interessiert lesen, wie Hartman und seine Frau das Prinzip konsequent weiter entwickelt haben. Das neue Buch bietet außerdem viele kleine Anregungen, kann aber allein – trotz des größeren Umfangs – nicht stehen. Europäische und besonders deutsche LeserInnen müssen viel eigene Transferarbeit leisten, um den Inhalt in den hiesigen Kontext zu stellen.

Ben Hartman, The Lean Micro Farm, Chelsea Green Publishing, 2023, 20,95€ (eBook, DRM)

Beitragsbild: mk.s auf Unsplash

Rückblick auf das Gartenjahr 2023

Ernte Marktgarten

Es geht hier um Landwirtschaft bzw. Gartenbau, aber nein, jetzt wird nicht (nur 😉 ) gejammert.

Denn obwohl das Jahr 2023 mich an meinen beiden Standorten klimatisch sehr gefordert hat, sprechen die Zahlen eine sehr positive Sprache.

Erträge

Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland im Mittel der Jahre 2015-2022 stets um 30 t/ha Gemüse erzeugt. Dies sind die Erträge aller erfassten Betriebe, ohne Berücksichtigung der Wirtschaftsweise (z.B. bio/konventionell) oder der Kultur (Kohl vs. Salat). Meine Erträge 1 lagen für die verschiedenen Flächen (in Klammern die Beetfläche) bei:

Marktgarten (112 m2): 63,434 t/ha
Gemüsegarten am Haus (40 m2): 33,587 t/ha
Tunnelgewächshaus (12 m2): 46,562 t/ha
kaputtes Hobbygewächshaus (5,7 m2): 31,137 t/ha

Das bedeutet, dass der Marktgarten den doppelten Flächenertrag der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland erreicht hat, obwohl ich auf den meisten Beeten nur zwei Kulturen angebaut habe. Wäre der Marktgarten nicht ein Projekt der Selbstversorgung sondern ein kommerzieller Betrieb, so hätte ich 3-5 Kulturen pro Beet und Jahr angestrebt.

Erfasst habe ich nur die Beete, die von unserer Familie genutzt werden. Die anderen Beete werden von unseren Freunden genutzt, die das Land bereit gestellt haben. Dort lagen gefühlt die Erträge sogar noch etwas höher, da die Beete über den Tagesverlauf etwas mehr Sonne abbekommen haben.

Durch das Neuanlegen der Beete im Gemüsegarten am Haus habe ich den Boden stark gestört. Wenn sich die Bodenstruktur erholt hat, erwarte ich hier auch wieder höhere Erträge. Da der Anbau von Salat allerdings überwiegend hier, dicht am Haus erfolgt, werden sie nie so hoch wie im Marktgarten sein.

Zusammen haben die beiden Gärten für unsere Familie 1110 kg 2 Obst, Gemüse und Kräuter produziert und zur Jahreswende 2023/24 essen wir immer noch eingelagerte Äpfel, Kürbisse, Zucchini (Markkürbisse), Karotten, Zwiebeln, Kohl, Rote/Gelbe Beete, Knoblauch. Frisch vom Beet kommen noch Kohlsorten, Karotten, Pastinaken, Rote Beete, Porree, Knollensellerie, Stangensellerie, Mangold, Kräuter und Salate. Eingekocht haben wir Apfelmus, verschiedene Sirupsorten, Chutneys, Bohnen, Rotkohl, Brühe, Gewürzgurken und anderes Eingelegtes. Aus der Gefrierung kommen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Rhabarber, Chillies, Spinat, Mangold, Rote Beete Blätter, Mais, Bohnen, Erbsen, Zuckerschoten, Kohlrabi, Dicke Bohnen, Blumenkohl und Kräuter. Außerdem haben wir noch getrocknet Dicke Bohnen, Feuerbohnen, weiße Bohnen, Erbsen und Kräuter.

Wer unseren Einkaufswagen im Supermarkt sieht, könnte denken, dass wir fast gar kein Obst und Gemüse zu uns nehmen. 🙂

Materialeinsatz

Die gesamte Ernte wurde ohne Dünger und Pestizide allein durch Ausbringung von eigenem Kompost und kommunalem Grünkompost erwirtschaftet. Der Einsatz von Diesel beschränkte sich auf Fahrten zum Marktgarten und das Abholen von Kompost beim Kompostwerk in weniger als zwei Kilometer Entfernung. Die sonstige Bewirtschaftung erfolgte ausschließlich per Hand ohne weiteren Maschineneinsatz.

Seit der Neuanlage des Marktgartens 2022 wurden eine spezielle Kompostkarre (die teuerste Einzelanschaffung!), Schutzvliese, Insektenschutznetze, Drahtbögen, Anzuchtplatten, Vorratskisten, Bewässerungsausrüstung usw. im Wert von ca. 1400,- € beschafft. Dazu kamen für die Anlage des Marktgartens 1265,- € für Kompost und Holzhackschnitzel für Wege. Für die Ausbringung von neuem Kompost nach der ersten Saison fielen 32,- € an. Saatgut schlug mit 76,- € zu Buche.

Zeiteinsatz

Da im Gemüsegarten am Haus eine Neuanlage der meisten Beete anstand und auch das Experiment mit dem No-/Low-Budget-Minitunnel Zeit beansprucht hat, entfielen 2023 auf den Gemüsegarten am Haus 235 Stunden. 3 Der deutlich größere Marktgarten beanspruchte 218 Stunden. Mit dieser Zeit habe ich nicht nur die 797kg Gemüse für uns sondern auch mindestens ähnliche Mengen für unsere Freunde erwirtschaftet. Diese haben auch Stunden in den Garten gesteckt, die allerdings nicht erfasst wurden. Der überwiegende Teil der Stunden ist aber in den 218 enthalten.

Angebaute Sorten

2023 haben wir Obst, Gemüse und Kräuter von über 100 verschiedenen Sorten aus unserem Garten geerntet. Hybride, deren Nachkommen völlig andere Eigenschaften haben, baue ich nicht mehr an. Statt dessen versuche ich, durch eigene Saatgutgewinnung Sorten zu selektieren, die sich an die – leider immer häufiger wechselnden – Standortbedingungen gut anpassen können. Vernünftig finde ich dazu das Konzept der Landrassen nach Lofthouse. Ganz so weit bin ich aber noch nicht.

Ein kompletter Ausfall waren in 2023 die Tomaten im Freiland. Nach enormer Trockenheit im Frühjahr und Frühsommer hat es gefühlt nur noch geregnet. Das führte dazu, dass die mit grünen Tomaten voll hängenden Pflanzen komplett der Fäule zum Opfer fielen. Dabei hatte ich mit Black Plum eine Sorte ausgesucht, die in den Vorjahren sehr gut draußen klar kam.

Bei den Kartoffeln gab es mit der Sorte Muse zum Glück keine großen Ausfälle durch die Feuchtigkeit. Im Gegenteil sind die Knollen so durch das Wasser angeschwollen, dass wir überwiegend Kartoffeln in der Größe für Pommes eingelagert haben.

Lohnt sich das?

Der Betrieb des Marktgarten benötigt ca. 300 Stunden im Jahr. Damit werden mehr als 1,5 Tonnen Lebensmittel in Bio-Qualität mit minimalen Wegekosten und minimalem CO2-Einsatz produziert. Außerdem trägt die Anbaumethode zum Humusaufbau und zur CO2-Bindung im Boden bei. Zu den Anfangsinvestitionen von rund 2700,- € kommen im Jahr lediglich gute 100,- € für neuen Kompost, Hackschnitzel und Saatgut dazu. Die Investitionen für Saatgut sind rückläufig, da ich einen großen Teil selbst vermehre. Dafür werden immer wieder mal Vliese oder Netze ersetzt werden müssen.

Ungefähr 5kg Gemüse in Bioqualität ist damit der Stundenlohn, von dem noch Betriebskosten runter gehen. Wer also mehr als Mindestlohn verdient, für den lohnt sich die Angelegenheit nicht aus wirtschaftlicher Sicht.
Aus wirtschaftlicher Perspektive müsste ich meine Zeit in meine Selbstständigkeit als E-Learning-Berater stecken und das Gemüse im Bio-Supermarkt kaufen. Am Ende wäre immer noch deutlich mehr Geld in der Kasse. Aber dann äßen wir Gemüse, das irgendwo auf der Welt angebaut wird, ohne nachvollziehen zu können, was an Kartoffeln aus der israelischen Wüste oder eingeflogenem Spargel aus Ägypten „bio“ sein soll.

Deshalb beantworten meine Frau und ich die Frage, ob sich das lohnt, ganz klar mit „ja“, weil das gute Gefühl sich gut und relativ umweltfreundlich zu ernähren, den wirtschaftlichen Nachteil um Längen schlägt.

Fußnoten

  1. Aus den amtlichen Zahlen geht nicht hervor, ob und wenn mit welchen Anteilen Ackerränder oder Zuwegungen in den Zahlen enthalten sind. Für meine Erträge habe ich die reine Anbaufläche verwendet. ↩︎
  2. Wer nachrechnet, kommt scheinbar auf noch höhere Flächenerträge. Das liegt daran, dass ich die Erträge vom z.B. Obstbäumen im Bauerngarten nicht in den Flächenerträgen erfasst habe. Diese Erträge kommen also zu den Erträgen der genannten Flächen hinzu. ↩︎
  3. Ich erfasse die Stunden, die in den Betrieb der Gärten fließen. Bei der Erfassung der Stunden zähle ich auch die Stunden von gelegentlichen HelferInnen mit. Die Verarbeitung der Erträge z.B. als Chutneys oder Apfelmus erfasse ich nicht. ↩︎

Der Feinschmeckergarten in der Zeitung

Arne Möller gräbt nicht mehr um

Ende Juli wurde ich von einer Journalistin der örtlichen Zeitung im Garten zu NoDig interviewed und ein Fotograf machte Bilder von mir und dem Garten. Es war ein sehr nettes Gespräch und ich ging davon aus, dass der Artikel in der Lokalausgabe des Zeitungsverlages erscheinen würde. Um so größer war dann die Überraschung, als er landesweit in Schleswig-Holstein erschien und mich schon morgens eine Freundin aus dem Hamburger Umland kontaktierte.

Mein Garten ist für mich zwar eine sehr emotionale Angelegenheit und ein Rückzugsraum von Stress und Alltagssorgen – aber meine Herangehensweise ans Gärtnern betrachte ich eher rational . Bei allem, was ich tue, versuche ich die wissenschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen. Mit Aussagen wie „das macht man so“ kann ich nichts anfangen. Ich will wissen, warum man das so macht und ob das wirklich stimmt, was als Grund behauptet wird. Im Bereich Gartenbau gibt es einfach unglaublich viele Mythen und Legenden, die von Generation zu Generation weitergereicht werden.

Um so spannender war die Erfahrung für mich, weil der Artikel die Leserschaft eher emotional anspricht, um dann auch Fakten unterzubringen. Zunächst fand ich das irritierend. Aber es passt natürlich völlig, weil ich die viele Arbeit nur wegen der Freude am Garten investiere. Vielen Dank an Monika Dittombée (Text) und Marcus Dewanger (Fotos) vom SHZ.

Die Resonanz auf den Artikel war jedenfalls groß und einige Menschen – sogar aus der Nähe Hamburg – wollen ihn gerne selbst sehen. Ein Datum für die nächste Gartenführung kommt deshalb demnächst, wenn die Ernteflut etwas eingedämmt ist.

Auszug aus einem Zeitungsartikel.

NoDig-Marktgarten Woche 11

Gartenpanorama

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Erste – nennenswerte – Ernte(n)

Es sind erst gute zwei Monate vergangen, seit wir mit dem unreifen Kompost mit pH 5,0 begonnen haben, den Marktgarten zu gestalten. Dank der Anzucht auf Modulplatten haben wir – obwohl die Hasen viel weg geknabbert haben – jetzt schon unsere ersten, kleinen Ernten essen können:

  • Erbsen (zunächst Sprossen für Salat, dann Zuckerschoten und jetzt Markerbsen) aus einer Packung Trockenerbsen vom Supermarkt angezogen
  • Rote Beete Gesche
  • Palmkohl Nero di Toscana
  • Gurken Russian Pickling

Als nächstes kommen Kartoffeln, Bohnen und Kohlrabi dazu.

Hasen müssen draußen bleiben

Gemüsebeete im NoDig-Marktgarten Woche 11

Weil die Hasen alles wegfressen, was ihnen vor die Nase kommt und nicht mit Netz oder Vlies gesichert ist, haben wir angefangen einen 1m hohen Hasenzaun zu ziehen. Der untere Teil des Zaunes im Bild wird noch eingegraben. Bisher sind erst drei Seiten fertig, aber es sollten die Hauptrichtungen sein, aus denen die Hasen den Weg zu unserem zarten Gemüse finden. Die Kamera wird es die nächsten Tage zeigen.

Tierische Besucher der Woche

Bei den tierischen Besuchern war diese Woche tatsächlich eine Überraschung dabei. Ich wusste, dass es hier im nördlichen Schleswig-Holstein Marderhunde gibt, aber gesehen habe ich noch keinen. Wie mir ein Jäger aber bestätigte, ist auf den Bildern von zwei Nächten ein Marderhund zu sehen.

Der Hase schaut etwas versonnen durch das Vlies auf den Kohl, den er vor ein paar Wochen bis zum Strunk reduziert hatte.

NoDig-Marktgarten Woche 10

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Tierische Besucher der Woche

Das Chilispray lässt in der Wirkung etwas nach, aber obwohl tags wie nachts zahlreiche Feldhasen im Garten sind, halten sich die Fraßschäden in sehr engen Grenzen.

Beikräuter der Woche

Wenn nach einer Woche ohne Jäten auf einer Fläche von ungefähr 500 m2 nicht mehr im Eimer ist, kann man damit gut leben, oder? 🙂

Beikräuter im Eimer

NoDig-Marktgarten Woche 9

No-Dig-Marktgarten Woche 9

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Was wächst im frischen Kompost – und was nicht?

Gemüsebeete im NoDig-Marktgarten Woche 9
Kartoffel, Erbsen, Soja und Bohnen
auflaufende Ackerbohnen im NoDig-Marktgarten Woche 9
Von links: 2 Beete Erbsen und 2 Beete Ackerbohnen jeweils am 22.6. gesät am 7.7.
Gemüsebeete im NoDig-Marktgarten Woche 9
Zwiebeln (1. Beet) und Mais (3. Beet) in Modulplatten vorgezogen und ausgepflanzt

Ganz einfach ist es nicht zu bewerten, was gut wächst und was weniger gut, da die Hasen das Bild etwas verzerrt haben. Aber grundsätzlich wächst im Moment am Besten, was wie z.B. Kartoffeln selbst Vorräte mitbringt oder sich Stickstoff aus der Luft besorgen kann wie die Leguminosen (Erbsen, Bohnen, Soja). Auch die in Modulplatten vorgezogenen Pflanzen wachsen besser als die gleichen Pflanzen in Direktsaat.

Das Bodenleben entwickelt sich zwar, aber für Pflanzen verfügbarer Stickstoff ist rar, wovon die gelben Blätter beim Mais zeugen.

Die Beikräuter der Woche (1. und 7. Tag Woche 9)

Beikräuter im Eimer im NoDig-Marktgarten Woche 9
Beikräuter im Eimer im NoDig-Marktgarten Woche 9

Am siebten Tag nach dem letzten Jäten war die Ausbeute etwas größer (2. Bild). Leider sind auch ein paar Kartoffelpflanzen dabei, die Anzeichen von Krautfäule zeigten. Der Druck durch ausdauernde Beikräuter hat etwas zugenommen, aber wenn nach einer Stunde Jäten im Eimer gerade der Boden bedeckt ist, ist das für mich ok. 🙂

Die regelmäßigen BesucherInnen

Feldhasen, Katzen und Tauben sind immer auf den Bildern der Wildtierkamera. Der Graureiher kommt deutlich seltener vorbei und ich konnte bisher nicht ausmachen, was er hier findet.

Erste Ernte!

Am Ende der neunten Woche können wir ernten! An den Erbsen sind Zuckerschoten (und Sprossen für Salat), beim Cavolo nero sind erste Blätter erntereif und an den Gurken Russian Pickling sind kleine Gurken in passender Größe zum Einlegen.

Beete im NoDig-Marktgarten Woche 9
13.7.2022 am Ende der 9. Woche seit Start

NoDig-Marktgarten Woche 8

Marktgarten

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Weil das Land für den Garten überraschend schon im Mai und nicht erst im Herbst zur Verfügung stand, hatte ich bei weitem nicht genug Pflanzen vorgezogen, um rund 250 m2 Beete bestücken zu können. Deshalb habe ich auf einigen Flächen Erbsen, Ackerbohnen und Soja gesät, damit die Beete nicht ungenutzt bleiben. Andere Flächen sind noch recht spät im Jahr mit keimende Kartoffeln aus dem Küchenvorrat bepflanzt worden.

Beikräuter (Unkraut)

Beim wöchentlichen Jäten entferne ich ungefähr eine Stunde lang, was an Beikräutern durch die Kompostschicht hoch wächst. Das Bild mit dem Eimer zeigt die gesamte – kleine – Ausbeute der Woche auf ca. 500 m2.

Transplantation aus Modulplatten vs. Direktsaat

Wie auf den Bildern oben zu sehen ist, wachsen die in Modulplatten vorgezogenen Erbsen deutlich besser, als die vor Ort gesäten. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass sie eine kleine Menge reifen Komposts und damit ihr eigenes Mikrobiom an Bodenlebewesen mitbringen. Der unreife Kompost vom Kompostwerk enthält praktisch kein für Pflanzen erreichbares Nitrat. Dieses muss ihnen über Pilze und andere Bodenlebewesen erst zugänglich gemacht werden. Diese Unterstützung fehlt den Direktsaaten.

Doch trotz der Probleme versorgen uns die Erbsen mit der ersten kleine Ernte in Form von Sprossen. Dazu kneift man die obersten Blätter an einer Blattachsel ab. Von hier treibt die Pflanze neu aus. Die Sprossen sind lecker im Salat oder in Pfannengerichten.

Pfefferspray gegen Hasen und Tauben

Die Verluste durch Fraß von Hasen und Tauben sind teilweise niederschmetternd. Da wo gerade das Bodenleben anfing die Pflanzen zu ernähren, waren sie bis zum Boden weggeneit (Plattdeutsch für weg geknabbert/gefuttert). Aber der abenteuerliche Sud aus Chili und Cayennepfeffer tut, was er soll! Seit ich gesprüht habe, sind die behandelten Pflanzen kaum mehr angeknabbert worden. Allerdings scheint die Wirkung nach etwas Regen jetzt nachzulassen. Aber längst aufgegeben Pflanzen scheinen wieder eine echte Chance zu haben.

NoDig-Marktgarten Woche 6

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Die letzten Beete sind angelegt

Frisch angelegte Beete

Es war ein langer Weg fast 140 Tonnen Kompost zu verteilen, aber jetzt sind die letzten Beete angelegt. Die meisten Beete habe eine Nord-Süd-Ausrichtung. Die zuletzt angelegten gehen von Osten nach Westen. Zum einen konnten wir so die Standardlänge von acht Metern beibehalten und zum anderen sind sie so ausgelegt, dass künftig ein Folientunnel genau darüber passen würde.

Was wächst – was nicht?

Kartoffeln und Zwiebeln fangen an zu wachsen

Der noch sehr saure, nährstoffarme Kompost macht es den Pflanzen nicht leicht. Am Besten wächst derzeit, was wie Kartoffeln noch eigene Vorräte mitbringt oder Leguminosen also Pflanzen wie Erbsen und Bohnen, die mit Hilfe von Bakterien Stickstoff aus der Luft nutzen können. Die in Modulplatten vorgezogenen Pflanzen wie Mais haben hingegen allmählich die in den Pflanztöpfen mitgebrachten Nährstoffe aufgezehrt und bekommen gelbliche Blätter. Das deutet auf Nährstoffmangel hin. Sie werden erst besser versorgt, wenn Pilze und Mikroben für die Pflanze Stickstoff verfügbar machen, den die Pflanze nicht selbst aus dem Boden entnehmen kann. Der Aufbau und die Entwicklung dieser Nützlinge wird aber etwas Zeit benötigen.

Man könnte mit Stickstoff düngen. Leider zerstört Stickstoffdünger die Lebensgemeinschaften im Boden und macht die Pflanzen so von externer Zufuhr von Stickstoff abhängig. Dabei ist in den meisten Böden genug Stickstoff vorhanden, um die Pflanzen zu ernähren, wenn man das Mikrobiom (Pilze, Mikroben, Kleinlebewesen) seine Arbeit machen lässt.

Neues Transportmittel für Material

Fahrradanhänger als Gemüse- und Materialtransporter

Um die rund 11 Kilometer zum Garten und zurück auch mit Material oder Ernte nicht immer mit dem Auto zurücklegen zu müssen, ist die neueste Errungenschaft ein Fahrradanhänger. Der war ursprünglich für den Transport von Kindern ausgelegt, aber eine dünne Holzplatte als Boden und eine große Eurobox machen ihn perfekt für meinen Zweck.

Willkommene HelferInnen treffen ein

Schwebfliege auf Calendula

Die aus dem Hausgarten transplantierten Calendula sind erstaunlich gut angewachsen und fangen an zu blühen. Das zieht Nützlinge wie die Schwebfliege auf dem Foto oben an. Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber. Außerdem jagen ihre Larven auch Blattläuse.

NoDig-Marktgarten Woche 5

Fleece protects tender plants.

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Die Diebe sind ermittelt!

Dutzende von Fotos zeigen die Verdächtigen in sehr eindeutigen Posen. Es sind Feldhasen, die unser junges Gemüse dezimieren.

Hasen im Gemüsegarten
Hasen im Gemüsegarten

Gegenwehr

Ein paar Chilischoten in der Küchenmaschine zerkleinert, mit etwas Cayennepfeffer ergänzt, gesiebt und gefiltert: Das soll mein Abwehrspray gegen gefräßige Hasen werden. Der Erfahrungsbericht folgt.

Chilisuppe gegen Feldhasen

Zur Sicherheit habe ich aber auch noch die Kohlbeete endlich mit Insektenschutznetzen überzogen. Die könnten auch die Hasen abhalten.

Insektenschutznetze über Kohlpflanzen

Beikräuter der Woche

Quecke und andere Beikräuter

Die Quecken hier sind deutlich robuster als im Garten an unserem Haus. Die Stängel sind teilweise mehrere Millimeter stark. Aber für eine Woche ohne Jäten finde ich die Ausbeute auf über 500 m2 sehr überschaubar. Damit die dauerhaften Beikräuter unter den 30-40cm Kompost aufgeben, ist es wichtig, jetzt nicht nachzulassen und alles rauszuholen, was durchbricht.

Der dümmste Bauer…?

alte Kartoffeln als Setzkartoffeln

Es ist spät in der Saison, aber da Kartoffeln in 3-4 Monaten reif sein können, kommt jetzt noch in die Erde, was in der Speisekammer an gekeimten, verschrumpelten Kartoffeln herum lag.

Wenn der Ertrag gut werden sollte, liegt es hoffentlich nicht am Sprichwort aus der Überschrift.

NoDig-Marktgarten Woche 4

NoDig-Marktgarten Woche 4

Ein NoDig-Marktgarten von Null begonnen zur Selbstversorgung für zwei Familien – Diese Artikelreihe berichtet vom Vorgehen, den Methoden (z.B. NoDig), den Erfolgen und den Rückschlägen.

Wer hat von meinen Bohnen gegessen?

Und wer hat den Kohl komplett abgefressen? Warum sind von den Sojabohnen nur noch Strünke nach?

Die überraschend gute Entwicklung der Pflanzen im viel zu frischem Kompost wird von unbekannten Dieben genutzt, um sich auf unsere Kosten den Bauch voll zu schlagen.

Die meisten Bilder der Wildtierkamera sind unbrauchbar. Aber es gibt Verdächtige: